Wir
waren heute beim Rolandufer zum „Berliner Selbsthilfe-Tag“.
Ich sehe
Selbsthilfevereine als Netzwerkmöglichkeit und meist ist der Austausch
mit anderen Betroffenen bereichernd. Und sich zusammen zu tun und sich
zu unterstützen, ist doch eine gute Sache.
Bei der „Lebenshilfe“ führte
ich ein Gespräch, was in mir nachklingt. Gesprächsanstoß waren diese Gummibärchen-Tütchen
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X-MAL ANDERS EBEN! Oder? |
Ein netter Herr berichtete, dass er nicht mehr von Menschen mit Behinderung/ behinderten Menschen spricht sondern von Menschen mit Beeinträchtigungen oder eingeschränkten Menschen und je nachdem gesellt sich eine Spezifizierung dazu – zum Beispiel geheingeschränkte Menschen. Behinderung umfasst zu viel und wird als Schimpfwort missbraucht. Das missfällt ihm.
Wörter
Ich dachte darüber nach. Manche Wörter/ Begriffe/ Bezeichnungen sind schon faszinierend. Sie können in den höchsten Tönen loben und zu tiefst verletzen.
Sie können mich zum Lächeln bringen, staunen und wundern lassen. Der kindliche Spracherwerb ist durch lustige Wortkreation oder die Art der Aussprache ein Garant dafür. Bei uns legendär ist: „Opa pafft Bong.“ Das meint: Opa raucht auf dem Balkon. Das hört er jetzt als Nichtraucher übrigens nicht mehr sehr gern.
Es gibt da aber auch Wörter, deren Verständnisvielfalt mein Herz schwer werden lässt. Begriffe wie Behinderung oder Syndrom.
Die liebe Jana als UTS-Betroffene sagte mal, dass sie eher von ihrer Chromosomenanomalie spricht als vom Syndrom. Warum? Weil Syndrom und auch Behinderung nach Leid und Krankheit klingen. So sehr, dass es negativ behaftete Wörter sind und Behinderung eben unbedacht als Schimpfwort genutzt wird.
Behinderung
Dr. Jens Pagels, Chefarzt am St. Josef Krankenhaus Moers.
Er nahm sich die Zeit und machte sich die Mühe seine Überlgeungen festzuhalten. Vielen Dank dafür und, dass ich sie hier veröffentlichen darf.
UTS – Eine Behinderung?
fühlen! Ständige Arztbesuche, notwendige Medikamenteneinnahmen oder ein
unerfüllter Kinderwunsch können in ihrer Bedeutung so schwer wiegen, dass sich
betroffenes Mädchen oder eine Frau schlecht fühlen. Wer geht schon gerne zum
Arzt? Wer lässt sich gerne operieren oder nimmt Nebenwirkungen von Medikamenten
in Kauf?
behindern. Wir stellen sehr oft fest, dass das „Andere“, was nicht
ins „Schema F“ passt, ausgegrenz wird. Die fehlende Rücksichtnahme,
die fehlende Akzeptanz, die fehlende Toleranz machen krank. Jeder Mensch, ob
jung oder alt, ob krank oder gesund, hat sein –wie sagt man?-
„Päckchen zu tragen“. Jeder Mensch ist etwas besonderes! Insofern
sind Mädchen und Frauen mit einem UTS nicht anders. Sie sind nicht besonders
schützenswert und müssen nicht übermäßig protektiv behandelt werden. Alles was
sie brauchen, ist es, als Mensch unter Menschen wahrgenommen und toleriert zu
werden. Das ist doch eigentlich ganz selbstverständlich.
benötigt eine Zurechtweisung oder eine Therapie. Keinesfalls ist es umgekehrt.
Gibt es treffendere Worte?
Der Kreis meiner Gedanken ist noch nicht geschlossen. Für heute belasse ich es dabei; lasse die Worte nachklingen und erfreue mich daran, dass wir und besonders Krümelie einen schönen Nachmittag hatten.
1 Comment
[…] Er nahm sich die Zeit und machte sich die Mühe seine Überlgeungen zum Thema festzuhalten. Vielen Dank dafür und, dass ich sie hier veröffentlichen darf. Ich fügte sie bereits am 20. Juni 2015 in den Post „Selbsthilfe-Tag, Behinderung und UTS“ […]