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Egal war gestern – wie manche Dinge an Bedeutung gewinnen

Egal war gestern – wie manche Dinge an Bedeutung gewinnen

In der jüngsten Vergangenheit war ich bei drei Veranstaltungen. Drei Veranstaltungen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können. So lauschte ich am Mittwochabend einem Vortrag zu/von der VG Wort, organisiert durch die #Blogfamilia, besah mir am Freitag eine Vielzahl von Babyprodukten auf der Babymesse und erlebte schließlich den sonntäglichen Heldenmarkt. Die Verbindung stellen drei simple Worte her:

Ihre Bedeutung wiegt schwer – Achtsamkeit mit den Dingen dieser Welt, bewusster Umgang, neue Produkte ausprobieren, Verantwortung und Wertschätzung und schließlich ein Blick, der in die Zukunft gerichtet ist.

Bevor der Herzmann und ich zusammenzogen, heirateten und Kinder bekamen, waren auch wir, wie so manch anderes Paar, unbeschwerter. Nicht das uns jetzt eine kaum tragbare Last erdrücken würde, nur weil wir nicht mehr bis mittags schlafen können, aber wir schultern Verantwortung für einander. Wir als Erwachsene sind für das Wohlergehen unserer Kinder und ihre Zukunft verantwortlich. Wir haben verstanden, dass mit Manchem – zum Beispiel – dem Wasser achtsam umgegangen werden muss. Wir wollen bewusster vorgehen und einen Weg einschlagen, der uns allen gut tut. Es ist nicht egal, was wir essen, wie wir es essen. Es ist nicht egal, welche Kleidung wir tragen, wo sie her kommt. Es ist nicht egal, welche Produkte wir wählen. Es ist nicht egal, wie wir etwas gestalten – im Großen und im Kleinen. Krümelie hat beim Heldenmarkt einen Igel geschaffen. Sie hat ihm Augen gegeben und Stachelsteine. Er hat Form angenommen, weil sie ihn so gestaltet hat.

Wir Erwachsene erklären. Wir weisen zurecht. Wir sind Vorbilder für unsere Kinder und beeinflussen sie. In der U-Bahn zum Beispiel wurde mit Edding an die Wände geschmiert. Krümelie fragt mich nach den Gründen. Ich kann es nicht erklären. Sie wundert sich, warum die Eltern da nicht schimpfen, gibt es doch Papier zum Bemalen. Recht hat sie. Ich verstehe es auch nicht.

Mir
ist es wichtig über den Tellerrand zuschauen. Obwohl ich mich grade am
Mittwochabend herzlichgerne hinter selbigem versteckt hätte. Ab 18:00 Uhr befinde ich mich seit langem im Familienmodus. Ich habe vergessen, wie es ist, nur unter Erwachsenen zu sein. Aber irgendwo muss ich anfangen. Ich will dazu lernen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es die Möglichkeit gibt mit Birkengold zu süßen? Wusstet ihr, dass es unzählige Kinderwagenmodele, -marken und -hersteller gibt? Wo ich mich frage, ob es so ein Überangebot geben muss? Wusstet ihr, dass es 13 Verwertungsgesellschaften in Deutschland gibt? Die VG Wort achtet im Übrigen auf die Wörter und Texte, wie die GEMA auf die Musik.

Den Damen des Hauses war das Tütchen nicht egal.
Herzlichen Dank!

Mir ist nicht egal, wie die Welt ist. Dennoch beziehe ich mich vorallem auf meinen Wirkungsraum.
Weder meine Familie, noch unsere Lebensweise, noch Buch und Blog sind mir egal. Es ist nicht egal, was irgendwo über das Ullrich-Turner-Syndrom steht. Es ist nicht egal, wie wir Worte verwenden und wie sie sich verbreiten. Ich denke nach. Ich seniere über mich, meine Familie und unseren Konsum. Ich frage nach Nachhaltigkeit, nach Herkunft, nach Wert, Wertigkeit und Wertschätzung. Ich frage mich, was die Zukunft bringt.

Nachdenken, Worte finden, Bloggen, Austauschen, neue Produkte und Wege kennenlernen (zum Beispiel Stoffwindeln), andere Lebensmittel kosten (zum Beispiel Birkensaft) – das bedeutet Wissen. Und Wissen ist mächtig. Und das ist nicht egal.

Die kreisenden Gedanken in meinem Kopf wurden zum Richtungswechsel angeregt. Ich schrieb hier über die Arztbesuche, die im Sommer anstanden zum dritten Geburtstag von Krümelie. Weil es mir nicht egal ist, wie ich mich fühle in Untersuchungssituationen und es menschlich mit der Ärztin nicht passte, strebte ich einen SPZ-Wechsel an. Ich sehe diese Termine im SPZ als Prophylaxe an – ähnlich wie beim Zahnarzt. Der Wechsel war eine gute Entscheidung.

Vielleicht verblogge ich meine Endrücke, was genau dort so passiert, jetzt aber möchte ich meinen Wermutstropfen loswerden. Obwohl ich glaube, dass die Messung nicht exakt war, zeigte das Ergebnis der Größenmessung, dass Krümelie den Normbereich verlassen hat. Und ich frage mich, warum mir das nicht egal ist..
Außerhalb der Norm – stört mich das? Egal war mir das Thema „Größe“ noch nie. Ein „Beweis“ findet sich hier. Obwohl ich zuversichtlich bin und überzeugt von Krümelie, erfasst die kalte Hand der Sorge mein mütterliches Herz. Egal war gestern – manche Dinge gewinnen an Bedeutung. Krümelie legt Wert darauf, die Größere zu sein. Das wird sie nicht mehr lange sein. Und dann?

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