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Von Mädchen und Jungen und Geschwistern

Von Mädchen und Jungen und Geschwistern
Im vergangenen Sommer hatte ich berichtet, dass Krümelie viel Wert auf ihr Mädchensein legt und hatte mir auch Gedanken über den Bezug zum UTS gemacht. Heute noch finde ich die rosa Ü-Eier unnötig, aber meiner Tochter sind sie wichtig. Und ich kaufe sie. Daran hat sich nichts geändert. Auch weitere Komponenten aus diesem Kontext sind geblieben. 

Jeden Morgen möchte Krümelie ein Kleid tragen. Jeden Morgen ist sie ein bisschen traurig, dass ich keins anziehen will. Sie mag Nagellack und Lippenstift, kümmert sich rührend um ihr Puppe Bara. 

Mich freut, dass immer noch Pippi Langstrumpf ein sehr präsentes Mädchenvorbild darstellt. Vielleicht begünstigt sie die Kleiderliebe. Auf jeden Fall steht sie für Stärke, Spiel und Fantasie. 

Und was den Ideenreichtum angeht, steht meine Tochter Pippi in nichts nach. Wir waren auf dem Drachspielplatz. Das dortige Ungeheuer wurde mit Hilfe von Sand bezwungen. Da ich das Werfen untersagte, wurde er von der Handfläche gepustet. 

Ich musste schmunzeln – ich bin nicht frei von Schubladen in meinem Kopf – und dachte „Mädchen halt“. Wäre meine Tochter ein Junge hätte sie wahrscheinlich mit Stöckern alias Schwertern als Ritter dem Drachen den Kampf angesagt. So rannte sie Sand pustend umher.

Nun habe ich bekanntermaßen zwei Kinder. 

Und es zeigt sich, dass mein Sohn das ein oder andere Jungen-Klischee bedient. Er kann stundenlang Fahrzeuge betrachten, auf dem Boden sitzen, ein Auto hin und her schieben und „Tut-Tut“-Gräusche machen. 

Seine Spielvorlieben entwickeln sich. Er fängt grade erst an. Doch sein Herangehensweise unterscheidet sich von seiner Schwester. Krümelie setzte ihre Puppe in den Puppenwagen und spazierte. Krümel setzt sich hin und unterstucht die Räder. Er läuft auch freudig mit seinem Kuschelfreund im Wagen umher. Doch sein Hauptaugenmerk richtet er auf das Vor und Zurück (der Räder). 

Mädchen unterscheiden sich von Jungen. Wahlweise lautet der Satz: Jungen unterscheiden sich von Mädchen.


Das ist so. Äpfel sind schließlich auch keine Birnen und die Geschlechter nicht ohne Grund vorhanden. 

Wir erziehen weder geschlechtsneutral noch geschlechterspezifisch. Was wir ohne genaue, geplante, zielgerichtete Entscheidung an unsere Kinder weitergeben, sei an dieser Stelle dahingestellt. Erstmal und in erster Linie lieben wir unsere Kinder. Da ist das Geschlecht egal. 

Die Freude in der Schwangerschaft mit meiner Tochter war gedämpft. Die anfängliche Zeit als Ersteltern war fordernd. Die Verbindung wurde geprägt durch Angst, Erleichterung, Freude und einer ganzen Palette von intensiven Gefühlen, sodass ich mich beim zweiten Bauchbewohner nach der Art und Ausrichtung der Zuneigung(smöglichkeit) fragte. Mein Herz wollte überlaufen in der Schwangerschaft mit Krümel. Musstes es auch ein bisschen, ich brauchte schließlich Platz für das neue Familienmitglied. 

Meine Sorgen waren unbegründet. Unaufgeregter, aber nicht weniger intensiv ist ein Familienband gewachsen. Und die Kinder haben ihre ganz eigene Verbindung. 

Zum heutigen Tag der Geschwister halte ich kurz inne. Ich bin froh, dass die Zwei zusammengewachsen sind.Im letzten Jahr wurde die Geschwistersituation von Krümelie dominiert.  Mit Krümel’s Entwicklung ist sein Part am Geschehen stärker geworden. Und klar, es gibt auch Streitigkeiten. „Mama, der Krümel hat mir XY weggenommen“, halt es gerne mal durch die Räume. Oder „macht etwas kaputt“ und fummelt ihr einfach dazwischen. Schnell hatte Krümelie gemerkt, dass ihr Bruder keine Puppe ist und eben nicht immer das macht, was sie sich vorstellt. Schwer tut sich Krümelie, wenn Krümel von allen Erwachsenen (besonders Oma&Opa) „bestaunt“ wird. Seine ersten Schritte sind dafür das beste Beispiel. Sie drängelte sich dazwischen, schubste Krümel um und wollte Beachtung finden. Doch sie freute sich auch mit ihm und erzählte überall und jedem von seinem Erfolg. Mittlerweile spielen sie Ball und Fangen zusammen, lachen und machen Quatsch. Krümel ahmt nach und so saßen sie beide beieinander und bestempelten Krümel’s Hochstuhl oder prusten und panschen im umgekippten Wasser auf dem Esstisch. 

Sie freuen sich, wenn sie sich am Ende des Tages Wiedersehen. Sie unterscheiden sich. Nicht nur im Geschlecht. Sie entwickeln sich auf ihre Art und in ihrem Tempo. Sie lernen mit- und voneinander. Und das mütterliche Herz gerät in Verzückung, wenn sie sich zusammenkuscheln. 

Krümelie brachte es sehr treffend auf den Punkt: „Mama, Krümel ist auch aus deinem Bauch geschlüpft. Er gehört zur Familie.“. So ist es! 

Sie sind ganz wunderbar! 

Anne

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