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Von Familie und Beruf und Vereinbarkeit

Von Familie und Beruf und Vereinbarkeit

Die Vereinbarungkeit von Familie und Beruf bietet von der politischen Ebene bis zur Anekdote viel Gesprächsstoff.

Im besten Alter – also im besten Arbeitsalter – bekommen Männer und Frauen Kinder. Und weil wir Geld brauchen und/oder im besten Fall unsere Arbeit einfach gerne machen, geben wir uns dem Vereinbarkeitsding hin. Dabei ist es wurscht, ob selbstständig oder in einem Arbeitsverhältnis, manchmal ist es ein Drahtseilakt.

Bei meiner Tochter endete die Elternzeit einen Monat nach dem Kindergartenstart. Das passte. Ich hatte Zeit für die Eingewöhnung, Einnahmen in Aussicht und eine tägliche und zeitweise Trennung tat uns nach dem intensiven ersten Jahr gut. Wir bauten auf „Flügel und Wurzeln“.

Bei meinem Sohn gestaltet es sich anders. Er ist im Winter geboren. Durch den Schulstart (also das Kitaverlassen der neuen Erstklässler) und den Kitajahrwechsel ist der Platz des Sohnes im Kindergarten seiner Schwester erst im August vorhanden. Nun ist es so, dass Krümel und ich „gemeinsam“ arbeiten. Ich (und wir, in erster Linie aber ich, weil es meine tägliche Arbeit betrifft) habe die Vor- und Nachteile abgewogen und mich für ein halbes Jahr „Mit-Kind-Arbeit“ entschieden.

Die erste Zeit war anstrengend und wirklich eine Umstellung und ließ mich an meiner Entscheidung zweifeln. Unter´m Strich war es aber der Wiedereinstieg nach der Elternzeit, der doppelte Neustart – der Herzmann fing im Januar seine neue Arbeit an – das zwei Mal Beweisen, Kennenlernen und Einarbeiten und Einfinden in den veränderten Alltag, was so kräftezehrend war/ist. Und die Wintervieren machten es nicht besser.

Zweieinhalb Monate später muss ich sagen, dass ich froh bin, dass der Sohn und ich noch keine Trennung im vollen Umfang haben. Er verbringt Zeit nur mit seinem Papa, mit Papa und Schwester und mit Oma&Opa. Wir haben also beide auch Raum nur für uns. Langsam haben wir auch unseren Rhythmus gefunden.

Bei Krümelie hätte ich mir diese Situation, dass sie meine Einrichtung besucht, nicht vorstellen können. Mit Krümel fühlt es sich nach dem richtigen Weg an. Ich habe das Glück ihn begleiten zu dürfen. Das Babyjahr erschien mir auch um einiges kürzer. Ich kann den Luxus erleben, dass ich weiß, was mein Sohn im Kindergarten macht bzw. gemacht hat. Ich erlebe ihn in der Gemeinschaft und in Interaktion mit anderen Kindern. Ich kann Entwicklungsschritte begleiten und ihn bei (Spiel-)Aktivitäten beobachten, die ich Zuhause gar nicht wahrgenommen hätte. Wahrscheinlich hätte ich im Privaten nicht die Muße gehabt, weil da ein Wäsche- und/ oder Geschirrberg auf mich gewartet hätte. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich nur mein Kind in der Gruppe sehe, ganz im Gegenteil beim Anziehen zum Beispiel ist er fast immer der Letzte. Er hat ebenso einen Eingewöhnungsprozess durchlaufen und ist ein Teil des Ganzen.
Außerdem ist mein Sohn noch nicht in dem Alter, wo er mich als Mutter als Autorität nutzt ala „Meine Mama hat aber gesagt, dass…“.

Grade genieße ich die Mischung aus Distanz und Nähe.

Öfters werde ich wegen der Wegstrecke bedauert. Länger (wegen des Kinderwagens und der Fahrstuhlnutzung) und ohne Erholung sei wohl der gemeinsame Arbeitsweg, wird immer mitleidig bemerkt.
Doch ich habe auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Rückweg noch nie so viel gelacht. Besonders montags in der Früh ist es von Vorteil in angenehmer Gesellschaft direkt zur Arbeit zu fahren. Krümelie wird übrigens von Papa gebracht.

Auch das ist Teil unserer Vereinbarkeit. Wir Eltern teilen uns auf und jeder bringt, holt und kümmert sich um ein Kind. Natürlich nicht immer und es gibt Punkte, wo wir uns organisieren und die Situation anders gestalten. Manchmal fehlt mir meine Tochter. Aber wir haben die gemeinsame Vorlesezeit am Abend und jeden Tag erzählt mir Krümelie, wie ihr Tag war. Mal mit mehr, mal mit weniger Fantasie. Sie erkundigt sich auch nach meinen Erlebnissen. Spannend wird es, wenn sie mir erzählt, was ich erlebt haben soll.

Am Ende dieser Gedanken steht die Feststellung, dass es zur Zeit nur Wochenende und Arbeit gibt. Ich muss gestehen, dass sich die 5 Tage Arbeit manchmal anfühlen wie – ganz dramatisch dargestellt – 5 Jahre. Die 2 Tage Wochenende vergehen innerhalb von 5 Stunden.

Außerdem … wenn wir mal ehrlich sind, müssen wir viel mehr als „nur“ Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Viele liebe Freundinnen fehlen mir, ebenso wie das gemeinsame Lachen mit dem Herzmann. Vom Chaos in der Wohnung fange ich gar nicht erst an. Manchmal suche ich Elan für alles… nur der Wunsch nach Schlaf herrscht dann vor.

Da wären dann noch 23 angefangene Posts. 23 Ideen, Überlegungen, Herzensangelegenheiten, die nicht nebenbei vom Handy aus fertiggestellt werden (können). Sie laufen nicht weg. Die Meisten davon verlieren auch nicht ihre Bedeutung (Thema Schwerbehindertenausweis zum Beispiel). Aber sie erfordern mehr Konzentration und Zeit meinerseits. Das nervt mich wirklich.

Ich lese und klicke mich durch’s www. Hier und da lass ich von Blogs, welche in der Schwangerschaft entstanden und nach der Elternzeit – aus Zeitmangel, was ich sehr gut verstehe – nur noch stiefmütterlich mit Inhalt gefüllt wurden oder gar nicht mehr. Werde ich einen davon haben/ gehabt haben?

Ich schreibe hier, weil ich es mag. Der Inhalt meines Kopfes kann an einen Ort fließen, den ich gestalte. Der Blog dient darüber hinaus doch mehreren Anliegen. Er steht dem Buch zur Seite und trägt – schon allein mit dem Titel – dazu bei das Syndrom bekannter und insgesamt menschlicher zu machen. Ich will das nicht aufgeben.

Herzlichen Dank, dass ihr hier (und bei Facebook) lest. Ich kann es nicht oft genug betonen.

Nun frage ich mich, wie all die Familien und Powermenschen das hinbekommen??? Keiner Arbeit nachgehen, ist auch keine Option. Zumal ich meinen Beruf wirklich gerne mache. Wie viel Zeit werde ich brauchen, um alle Lebensbereiche und Bedürfnisse in Balance zu bekommen? Und dabei noch gut aussehen….

Verratet mir eure Geheimnisse? Wie gestaltet ihr die Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf? 

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